Über mein abgebrochenes Studium und wie es weitergeht

26 Februar




Hallo ihr lieben,
Lange habe ich überlegt, wie ich heute diesen Post hier machen könnte. Ich habe euch nie richtig von meinem Studium erzählt, und das möchte ich jetzt nachholen, weil ich das gerne mit euch teilen möchte - einfach weil ich finde, dass das auch dazugehört und vielleicht kann ich jemandem, der ähnliche Erfahrungen gemacht hat , auch irgendwie damit helfen.
Dieser Post wird definitiv etwas länger, aber es würde mich sehr freuen, wenn ihr euch alles durchlesen würdet und mir, falls ihr ähnliche Erfahrungen hattet, in den Kommentaren etwas schreiben würdet! :)

Vorgeschichte

Ich fange am besten ganz vorne an. Ich habe letztes Jahr, im April 2016  Abi gemacht. Mitte Juni war dann auch das mündliche Abi fertig und ich war damit ein freier Mensch. Ich hatte mir schon Monate vorher Gedanken gemacht, was ich nach der Schule machen wollte. Auch schon Jahre früher, aber es hat sich oft etwas geändert. In  der 5.Klasse wollte ich Autorin werden, dann wolle ich eine Zeit lang Jura studieren, dann Psychologie und dann in der  11./ 12.Klasse wurde langsam immer klarer, dass es etwas mit Wirtschaft sein soll oder etwas mit Sprachen oder beides. Ich hatte Wirtschaft als eine meiner Leistungsfächer oder Profilfächer neben Englisch und Französisch (und Mathe und Deutsch, die in ba-wü als Prüfungsfächer Pflicht sind) und es hat mir gefallen und ich wollte mehr darüber wissen und konnte mir vorstellen, mit diesem Wissen später etwas anzufangen. Es ist ja auch sehr vielfältig und man kann in Unternehmen arbeiten und in verschiedenen Bereichen und ich fand, dass das richtig gut klang. Zuerst wollte ich also Betriebswirtschaft studieren und habe mich da informiert. Als ich dann erfahren habe, dass es auch so etwas wie "international business" gibt, das dann auch Betriebswirtschaft ist, aber international und mit Sprachen wie Französisch und Englisch verbunden, wusste ich, dass es das ist, was ich studieren möchte. Gleichzeitig hatte ich aber noch einen anderen Gedanken: Ich dachte daran, Französisch auf Lehramt zu studieren, weil das einfach mein Lieblingsfach war und ich gerne Nachhilfe in dem Fach gegeben habe und es mir Spaß gemacht hat. Das war aber meine zweite Wahl, - nach international business , weil ich mir das besser vorstellen konnte, aber trotzdem war immer in meinem Hinterkopf: Was ist, wenn ich doch Lehramt mache?



Die Zeit bis zum Studium

Also habe ich mich einfach für beides beworben. Diese Zeit, war ziemlich merkwürdig, aber bot gleichzeitig auch sehr viele Möglichkeiten. Das Problem ist, dass man Ungewissheit hat, man weiß nicht, wo man angenommen wird und wie es weiter geht. Außerdem kann einem sehr schnell Langweilig werden und nach ein paar Wochen wurde es schon sehr langweilig. Ich kann jedem raten, schon rechtzeitig zu planen, was man in diesen Monaten machen kann. Man kann Ferienjobs machen oder reisen und die Zeit sinnvoll nutzen. Ich habe daran nicht gedacht, und angefangen in den Tag zu leben. Dabei hat sich auch ein neuer Freundeskreis entwickelt und wir haben viel zusammen unternommen, was wirklich sehr schön war und es war anders. Endlich war man auch irgendwie von den ganzen Zwängen und dem Druck befreit. 


Absagen und Zusagen

Irgendwann kamen Absagen und Zusagen für mein Studium. Zusagen bekam ich von einer Uni in Nürnberg und einer Hochschule in Ba-wü, die aber trotzdem weit weg von mir ist. Beides war für international business. Für das Lehramt in Stuttgart kam auch eine Zusage. Leider bekam ich da an eine Absage, wo ich am meisten hinwollte: von Tübingen für international business. Ich habe gehofft, dass ich einen Platz bekomme. Mein Schnitt war 1,7 und ich habe Tabellen gesehen, in denen Leute in den letzten Jahren angenommen wurden, mit dieser Note und auch ein bisschen darunter. Natürlich bestand die Möglichkeit, dass ich nicht angenommen wurde. Das war mir klar, aber ich dachte, dass es schon irgendwie klappt, das hat es bisher immer. In Frankfurt hatte ich auch eine Absage. Es gab viele Bewerber und mein Schnitt hat  nicht ausgereicht.

Die Entscheidung

An dem Tag, an dem ich die Absage bekam, habe ich es nicht richtig realisiert. Aber später kam dann die Erkenntnis und ich habe mich gefragt, was ich jetzt machen soll. Ich wollte irgendwie doch nicht ausziehen, deswegen kam das Studium in Nürnberg nicht in Frage - ich hatte mich nur beworben, um mein Gewissen zu beruhigen, weil ich mich nicht nur in Tübingen bewerben wollte. Für die Hochschule, von der ich eine Zusage hatte, war es zuspät, da die Frist vorbei war und den Fahrtweg von 2 Stunden hin und 2 zurück  mit den Bahnen habe ich mir nicht zugetraut. Ich hatte die übelsten Zukunftsängste, wusste nicht, wie es weitergeht. Also habe ich mich für die einfachste Lösung in dem Moment entschieden: Für das Lehramt, weil das in Stuttgart und damit 40 Minuten von mir weg ist und ich mir damals ja, vorstellen konnte, das zu studieren.



Das Studium an sich 

Ich dachte mir, dass ich es auf jeden Fall versuche und vielleicht macht es ja richtig Spaß und ich gehe richtig darin auf und mache das dann fertig.Ich habe dann Französisch und Geschichte auf Lehramt studiert. Dadurch, dass man zwei Fächer brauchte, habe ich mich noch für Geschichte entschieden. Ich hätte auch Englisch oder Wirtschaft nehmen können, aber ich habe mich für Geschichte entschieden und dazu gibt es auch eine kleine Geschichte haha: Unser Wlan ging zu der Zeit zwei ganze Wochen nicht und ich hatte die Bewerbungen für international business zum Glück schon erledigt aber für das Lehramt noch nicht. Also bin ich mit meinem Laptop zum McDonald's und habe dann dort eben schnell noch Geschichte ausgewählt, neben Französisch :D Wenn ihr auf Lehramt studiert, überlegt euch gut, welche Fächer. Klar, kann man nachher auch noch wechseln, aber ihr verliert dadurch Zeit. :)

Aber kommen wir nun zu dem Studium: Die Uni war super zentral, die Mensa war gut und ich habe richtig tolle Leute kennengelernt und es war schön, einfach einmal etwas Neues zu sehen. Aber inhaltlich und strukturell hat es mir nicht gefallen. Ich hatte fast nur Seminare, kaum Vorlesungen und saß in relativ kleinen Klassen. Wenn man nicht aufgerufen werden wollte, musste man sich beteiligen, es gab Hausaufgaben und Kommilitonen wurden angemotzt, weil sie ihre Materialien nicht dabei hatten und ich dachte mir nur wir sind doch nicht mehr in der Schule. Aber so habe ich mich gefühlt. Das war echt nicht so, wie ich es mir vorgestellt hatte. Geschichte war dazu noch so langweilig, mich haben die Themen null interessiert, obwohl ich es als Fach in der Schule interessant fand. Französisch war inhaltlich besser als Geschichte. Die Veranstaltungen zur Grammatik und Übersetzung fand ich interessant und ich hab auch viel Neues gelernt und mir sind so viele Sachen aufgefallen, die in der Schule verallgemeinert wurden, man aber nicht immer pauschalisieren kann und wie viele Regeln und Ausnahmen es noch extra gibt. Phonetik, also die Transkribierung der Lautschrift und Linguistik haben mir aber nicht gefallen, ich wusste nicht wirklich was ich damit anfangen soll.


Ich habe relativ schnell daran gedacht, aufzuhören. Aber von Oktober bis Dezember bin ich immer zur Uni gegangen und habe mitgemacht. Ab Januar bin ich nur zu manchen Veranstaltungen gegangen und dann irgendwann nicht mehr.Ich habe mich oft gefragt, wie ich weitermachen soll und was das Richtige ist. Irgendwann kam ich zu dem Entschluss, dass ich aufhören muss, und mir eingestehen muss, dass ich dieses Studium abbrechen muss, weil es nicht das Richtige für mich ist.



Wie es weitergeht

Ich habe mich dann wieder für das Sommersemester beworben. Für international business an einer Hochschule in Ba-Wü und in Frankfurt. Dann noch für Wirtschaftsinformatik in Stuttgart. Ich hatte für alle 3 Zusagen, aber ich habe mich nicht für Wirtschaftsinformatik entschieden, weil das auch nicht das ist, was ich wirklich wollte. Es wäre hier in der Nähe, aber ich wollte, vor allem nach dieser Erfahrung, mir wirklich sicher sein, wenn ich mit einem Studium anfange. Ich habe mir überlegt, nach Frankfurt zu ziehen, aber ich war mir auch nicht sicher damit. Wenn ich ehrlich bin, will ich noch zu Hause wohnen bleiben. Ich fühle mich noch nicht bereit, alleine ausziehen, an einem fremden Ort zu wohnen, der so weit weg von mir ist. Vielleicht irgendwann, aber jetzt muss es noch nicht sein.
Also habe ich mich an einer  Hochschule hier eingeschrieben. Sie ist 60 km von meinem Wohnort (in der Nähe von Stuttgart) entfernt und ich werde jeden Tag dann pendeln.


Was ich daraus gelernt habe

Es gibt einige bei mir, die auch ihr Studium abgebrochen haben und es gibt generell viele Leute, die das machen. Zufälligerweise habe ich ein Mädchen kennengelernt, das ebenfalls aufhört, weil sie etwas anderes machen möchte. Wir haben uns direkt super gut verstanden und werden auch in Kontakt bleiben. Wenn ihr irgendwo neu seid, wo andere auch ganz neu sind, dann setzt euch neben Leute, mit denen ihr vielleicht ein Gespräch anfangen könnt. Also setzt euch nicht unbedingt neben schon bestehende Gruppen, weil es dann schwieriger ist. Am besten neben jemanden, der nett aussieht und auch alleine ist. Mit diesen Leuten werdet ihr dann vielleicht auch euer ganzes Studium verbringen. So habe ich das gemacht :D. Jemand anders hört noch mit Geschichte auf und macht Französisch weiter, was ich sehr gut nachvollziehen kann. Für Geschichte braucht man das Latinum, und es ist nicht einfach das während des Studiums nachzuholen. 


Ich glaube, aber dass es vielleicht nicht nur am Lehramt generell lag, sondern auch an der Form, wie es gemacht wurde. Ich kann mir gut vorstellen, dass es an Ph's oder anderen Unis besser ist. An der Uni Stuttgart hat es mir inhaltlich und von der Struktur her einfach gar nicht gefallen. Vielleicht lag es auch an meinen Fächern, ich weiß es echt nicht, weil ich keinen Vergleich habe.

Aber ich muss sagen, dass ich trotzdem nichts bereue von dem letzten halben Jahr. Ich habe das Gefühl, dass mich diese Erfahrung irgendwie weitergebracht hat, auch wenn sich das vielleicht merkwürdig anhört. Ich habe mich in einigen Dingen dadurch verändert. Es fällt mir leichter, an einen Ort alleine zu kommen und Leute kennenzulernen und anzusprechen. Außerdem bin ich einfach entspannter geworden und mache mir weniger Stress. Das wichtigste ist, glücklich zu sein und ich möchte einfach nichts darüber stellen. Außerdem zeigt mir diese Erfahrung, dass es immer irgendwie weitergeht und es nicht schlimm ist, wenn Pläne nicht aufgehen oder man etwas nicht schafft. Man findet seinen Weg und manchmal bewirken gerade solche Erfahrungen erst, dass man seinen richtigen Weg findet.


Was ich euch noch mitgeben möchte ist, dass ihr wirklich das machen solltet, was euch glücklich macht. Und lasst euch von niemandem einreden, dass euer Studium oder eure Ausbildung, oder was immer ihr gerade macht, "unwichtig" ist oder euch nichts bringt. Es gibt so viele Vorurteile und ich könnte mich so darüber aufregen. Viele Leute haben sehr komisch reagiert als ich gesagt habe, dass ich Lehramt studiere und das als "lächerlich" abgestuft oder "unwichtig" und meinten, dass sie mit ihrem Studium Karriere machen und das mit so was wie Lehramt ja nicht gehen würde. Ich kann darüber echt nur lachen. Macht das, was euch glücklich macht. Egal, welcher Studiengang. Ob ihr später Karriere macht oder nicht, liegt in eurer Hand und was ihr daraus macht, und was ihr wollt, aber das wichtigste ist, dass ihr etwas macht, was euch interessiert, was euch weiterbringt und was euch glücklich macht. Und es ist nicht schlimm mal einen Schritt zurück machen. Manchmal findet man dadurch erst heraus, wo man hin will.

Ich werde euch dann von meinem neuen Studium auf jeden Fall mehr berichten!:)

Falls euch zu dem Thema etwas einfällt, dann lasst es mir in den Kommentaren gerne da! Und danke an, alle die sich alles durchgelesen haben:) ♥



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8 Kommentare ♥

  1. Ein echt interessanter und ehrlicher Post!
    Ich befinde mich gerade noch auf der Suche, was ich einmal studieren möchte, da es eine ziemlich schwere Entscheidung ist. Ein Studiengang habe ich bereits näher in Betrachtung gezgen aber 100% sicher bin ich mir noch lange nicht. Auch weiß ich nicht, ob ich wirklich ausziehen werde von zuhause...

    Liebe Grüße
    Sarah || t-raumtaenzerin.blogspot.de

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    1. Vielen Dank! Ich kann dich verstehen, ich war mir auch nicht immer sicher aber ich glaube es gibt immer irgendwelche Zweifel :)
      Liebe Grüße, Gabi

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  2. Hey Gabi,

    ich habe genau die gleiche Erfahrung mit dem Studium gemacht, sodass ich dann auch abgebrochen habe. Aber wie du bereits geschrieben hast, gewinnt man viele neue und auch wertvolle Erfahrungen dazu. Ich hoffe, dass dir der neue Studiengang besser gefällt :)

    Liebste Grüße,
    Elli

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  3. So ein guter, persönlicher und hilfreicher Beitrag! Danke! :)
    Ich stehe selbst kurz vorm Abitur und damit auch vor der Studienwahl.
    Diese besserwisserischen Kommentare aus der Gesellschaft nerven mich auch.
    ,,Damit kannst du aber keine Karriere machen oder ordentlich Geld verdienen."
    ,,Journalisten sterben aus und kriegen keine guten Stellen mehr."
    Ja und?! Vielleicht möchte ich mich einfach selbst erfüllen.

    Man sollte keine Angst davor haben, ein Studium abzubrechen, wenn es einen nicht erfüllt. Echt toll, dass du mutig diesen Schritt gegangen bist :)

    Alles Liebe, May von Mayanamo

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    1. Genau das denke ich auch, man soll echt sein Ding machen :)!
      Danke!♥
      Liebe Grüße, Gabi <3

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  4. Ein wirklich toller und sehr ehrlicher Beitrag! Ich finde es sehr mutig von dir, dein Studium abgebrochen zu haben um nun das zu tun, was du wirklich willst - gerade den Punkt "Was ich daraus gelernt habe" finde ich unheimlich reflektiert!

    Liebe Grüße
    Jimena von littlethingcalledlove.de

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  5. Toller Blogpost und schön, dass du das Thema so ehrlich mit uns teilst :-) Ich drücke dir die Daumen für die Zukunft! ♥

    Liebe Grüße
    janaahoppe.blogspot.de

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Danke für jeden Kommentar ♥
xoxo